Was ist ein ETF?
Ein börsengehandelter Fonds
Die Abkürzung ETF steht für “Exchange Traded Funds”. Übersetzt ist dies ein Fonds, der an einer Börse gehandelt wird. Ein ETF bündelt mehrere Wertpapiere, z.B. Aktien. Das kannst du dir wie einen Korb vorstellen.
Gekoppelt an einen Index
Außerdem ist ein ETF an einen Index gekoppelt. Du kennst vielleicht den DAX, den Deutschen Aktienindex. Momentan misst er die 30 (bald 40) größten und liquidesten Unternehmen am deutschen Aktienmarkt. Einige darin enthaltene Unternehmensnamen hast du bestimmt schon mal gehört: SAP, Siemens, Allianz, Telekom, Volkswagen, Beiersdorf.
Der DAX ist ein kapitalisierungsgewichteter Index. Das bedeutet, dass er vorrangig den Börsenwert eines Unternehmens berücksichtigt. Je höher der Börsenwert eines Unternehmens, desto mehr Anteile vom Unternehmen sind im Index enthalten. Es gibt also eine unterschiedliche Gewichtung der einzelnen Unternehmen. Ein Beispiel: SAP ist momentan mit 10,2% im DAX enthalten; Volkswagen mit 2,6%.
Die Zusammensetzung eines Index bestimmt der Index-Anbieter. Der DAX z.B. wurde von der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Wertpapierbörsen, der Frankfurter Wertpapierbörse und der Börsen-Zeitung entwickelt. Er wurde 1988 eingeführt. Ein Index bleibt mit seinen grundsätzlichen Kriterien langfristig so, wie er eingeführt wird. Ab und an kann es eine Veränderung geben. So wie beim DAX, der ab dem Jahr 2021 statt nur 30 Unternehmen 40 enthalten wird.
Ein Index ist also etwas, was auf dem Papier existiert. Er ist ein gedankliches Konstrukt. „Ich, der Index-Anbieter, lege fest, dass mein neuer Index die 40 größten und liquidesten Unternehmen Deutschlands enthält. Ich taufe ihn auf den Namen „DAX“.“
Ein ETF bildet einen Index nach
Neben dem Index-Anbieter gibt es noch den ETF-Anbieter. Der ETF-Anbieter überlegt sich einen Namen für seinen ETF auf den Index, z.B. „Unser Super-ETF auf den DAX“. Ein Fonds Manager, der beim ETF-Anbieter arbeitet, füllt nun den Korb vom „Unser Super-ETF auf den DAX“. Er kauft die Aktien der unterschiedlichen Unternehmen einzeln an der Börse ein. 1:1. Genau zu den Anteilen, wie sie im Index aufgeführt sind. Der ETF bildet also den Index nach.
Das ist jetzt sehr vereinfacht ausgedrückt, denn es gibt auch ETF, die die Aktien NICHT direkt einkaufen. Ich mache es an dieser Stelle aber lieber nicht zu kompliziert 😉
ETF sind passiv gemanagte Fonds
Grundsätzlich wird bei Fonds zwischen aktiv und passiv gemanagten Fonds unterschieden. ETF sind passiv gemanagte. Das Wort „passiv“ ist ein wenig irreführend, denn es gibt durchaus den erwähnten Fonds Manager, der tätig wird und aktiv ist. Er macht das allerdings nicht so häufig und intensiv, wie ein Fonds Manager bei aktiv gemanagten Fonds.
Beim aktiv gemanagten Fonds versucht der Fonds Manager den Markt zu schlagen. Er überlegt sich, welche Aktien sich zukünftig am besten entwickeln. Mit welchen Unternehmen die höchsten Gewinne eingefahren werden können. Die kauft er dann ein. Und beobachtet im Zeitverlauf ständig, wie sie sich entwickeln. Er greift sehr häufig ein. Verkauft, kauft, verkauft usw. Das kann täglich oder noch häufiger passieren.
Der Fonds Manager vom passiv gemanagten Fonds (ETF) hat da etwas weniger Arbeit. Denn er kauft am Anfang einfach nur stumpf genau das ein, was der Index enthält. Der „Super-ETF auf den DAX“ hat dabei eine genaue Vorgabe, wie oft er sich den Index anschauen und den Korb anpassen soll. Beispielsweise alle 3 Monate. Er vergleicht dann die Inhalte vom ETF-Korb mit den Inhalten des Index. Aktien, von denen zu viele im Korb sind, verkauft er an der Börse. Aktien, von denen zu wenige im Korb sind, kauft er nach. Er handelt viel seltener als der Fonds Manager vom aktiv gemanagten Fonds.
ETF basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen
Bereits um 1900 erforschte der Mathematiker Louis Bachelier den Aktienmarkt. Bachelier gilt als Gründer der Finanzmathematik. Damals wurde er nicht beachtet, da es nicht angesehen war, als Mathematiker Aktien zu analysieren. 1952 entwickelte Harry Max Markowitz die Moderne Portfoliotheorie, für die er Jahrzehnte später (1990) den Nobelpreis erhielt. Diese Moderne Portfoliotheorie dachte ein Anderer weiter.
Die Geschichte des ETF
Das war der Wirtschaftsprofessor Paul A. Samuelson. Er wurde 1970 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet. 1974 forderte er in einem wissenschaftlichen Beitrag dazu auf, dass doch bitte endlich jemand einen Investmentfonds auflegen soll, der einfach nur passiv den Standard & Poor´s 500 nachbildet. Was bei uns der DAX ist, ist bei den Amerikanern der Standard & Poor´s 500.
Samuelson war überzeugt: Kein Anleger würde es nach Abzug der Kosten auf Dauer schaffen, den Index zu schlagen.
Davon hörte John C. Bogle, Chef einer Investmentgesellschaft. Er war frustriert. Denn er und seine hoch bezahlten Fonds Manager schafften es tatsächlich nicht, den wichtigsten Index der USA zu schlagen. Bogle gründete daraufhin zusammen mit Burton Malkiel die neue Investmentgesellschaft mit dem Namen Vanguard, die ausschließlich Indexfonds anbot. Und dies der breiten Bevölkerung.
„Suchen Sie nicht die Nadel, kaufen Sie den Heuhaufen!“
John C. Bogle
Der allererste ETF hieß „Vanguard 500 Index Funds“. Vanguard existiert noch heute und ist nach Blackrock der zweitgrößte ETF- Anbieter weltweit. In Europa wurden ETF zum ersten Mal im Jahr 2000 angeboten. Weltweit gibt es momentan ca. 7.000 Stück, in Deutschland werden ca. 1.800 angeboten.